Inhalt
Längst ist bekannt, dass die Schule niemals alle Bereiche abdecken kann, die ein Mensch für sein zukünftiges Leben lernen muss. Auch im Bereich Natur und Umwelt ließ die Schulbildung über viele Jahrzehnte Lücken.
Außer dem Biologieunterricht, in dem die genannten Bereiche meist nur rudimentär abgehandelt wurden, hielten die Schulen lange nicht viele Bildungsangebote bereit.
Dies hat sich allerdings in den letzten Jahren geändert bzw. befindet sich immer noch in einem Veränderungsprozess. Immer mehr Schulen gehen dazu über, mehr Wert auf eine umfassende Umweltpädagogik zu legen und den Schülern entsprechende Angebote zu unterbreiten.
Oft werden hierfür Kooperationen mit entsprechenden Partnern wie dem Umweltbildungszentrum Licherode angestrebt. Einige Ideen und Initiativen möchten wir hier etwas näher vorstellen. Dazu zählt etwa auch die Initiative „Klimaschutzschule“, die vor Jahren Pionierarbeit im Bereich auch der Umweltpädagogik geleistet hat. Diese Klimaschutzinitiative des BMU für Schulen und Bildungseinrichtungen wirkt bis heute fort.
Umweltpädagogik-Wissen vermitteln
Schwerpunkt der Umweltpädagogik ist die Praxis in der Natur. Der Übergang zwischen erlebnis- und umweltpädagogischen Inhalten ist fließend, die Lernatmosphäre lebendig und ganzheitlich.
Ausführliche Reflexionsphasen und Gespräche über die Möglichkeit der pädagogischen Umsetzung und des Transfers sollten die umfassende Vermittlung von Wissen und Techniken ergänzen. Viele Schulen bieten inzwischen die Möglichkeit, Referate und Projektarbeiten durchzuführen, in denen sich die Teilnehmer aktiv an diesen Prozessen beteiligen können.
Erlebnispädagogik
Um wachsen und lernen zu können, muss der Mensch in seiner Ganzheitlichkeit verstanden und mit all seinen Wahrnehmungsbereichen angesprochen werden. Denken, Fühlen und Handeln wollen gleichermaßen gefordert, unser Körper, unser Geist und unsere Seele beteiligt sein, wenn wir altes Verhalten ablegen und neues Verhalten einüben.
Genau damit beschäftigt sich die Erlebnispädagogik, die viele Schulen inzwischen in ihre Lehrpläne aufgenommen haben und die mit Ausflügen und Klassenfahrten, z. B. in das Ökologische Schullandheim Licherode, ergänzt werden kann.
Hier einige Beispiele der Vermittlung theoretischer Grundlagen in der Erlebnispädagogik:
- Praktische Techniken und Methoden kennen- und anwenden lernen
- Sensibilisierung für Zusammenhänge und Wechselwirkungen in der Natur
- Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung bei verschiedenen Zielgruppen kennenlernen
- Analyse von und Umgang mit Gruppenprozessen
- Reflexion des eigenen Verhaltens und das Öffnen neuer Erlebnisräume
- Befähigen zum selbständigen Planen, Organisieren und Durchführen von Projekten
Klassenfahrten
Auch Klassenfahrten können unter dem Motto „Natur & Umwelt“ organisiert und durchgeführt werden, entweder in allgemeine Jugendherbergen und in ein spezielles Ökologisches Schullandheim. So lässt sich eine Klassenfahrt beispielsweise in mehrere Stationen gliedern, die von den Schülern in kleinen Gruppen durchlaufen werden.
Bei den Stationen handelt es sich z. B. um Interaktions- und Teamaufgaben, Gewässergütebestimmung, Bogenschießen oder einen Sinnesparcours. So werden gleich mehrere Ziele erreicht – die Schüler haben Spaß miteinander, und in den Gruppen und nähern sie sich spielerisch dem Thema Natur und Umwelt an.
Outdoor Incentive
Das Geheimnis des Erfolges liegt – wie heute oft kolportiert wird – in den sogenannten Soft Skills, d. h. in sozialer und emotionaler Kompetenz, in Mut und Kreativität. Dazu gehört natürlich auch jede Menge Spaß und Begeisterung. Wenn es um das ganzheitliche Erlebnis mit Kopf, Herz und Hand geht, sorgt ein ausgefeiltes Konzept für ein sogenanntes Outdoor Incentive für nachhaltige Lerneffekte bei den Schülern.
Reizvolle Naturerlebnisse, spannende Aktivitäten und das Entdecken eigener ungeahnter Fähigkeiten sind dabei wichtige Aspekte. Die Erfahrungen aus dem Erlebnis werden durch anschließende wirksame Reflexionseinheiten zusammen mit den Lehrern verankert.
Durch eine einfühlsame und kompetente Betreuung, z. B. vom Ökonetz Licherode, wird daraus ein aktives ganzheitliches Lernen mit dem Fokus auf gegenseitigem Kennenlernen, Kommunikation und Kooperation.
Survival Training
Wie verhält man sich richtig in der Natur? Was tut man bei Gefahr? Wie baut man eine Feuerstelle und welche Pflanzen sind essbar? Auch diese Themen werden immer öfter von Schulen aufgegriffen und in entsprechenden Ausflügen und Trainings vermittelt.
Ein Survival Training vermittelt hierbei grundlegende Techniken, die während eines Aufenthaltes in der Natur nützlich sind. Zum Beispiel:
- Knotentechniken
- Improvisiertes Abseilen
- Überquerung eines Wildbaches
- Bau eines Flaschenzuges mit einfachen Mitteln
- Feuermachen nach „Steinzeitart“
- Essbares aus der Natur
- Fallenbau für den Notfall
- Bau von einfachen Hilfsmitteln wie Pfannen, Töpfen, Tragen
- Orientierung im Gelände mit Karte, Kompass und anderen Hilfsmitteln
Neue Trends in der Umweltpädagogik
Einer der aktuellen Trends in der Umweltpädagogik zielt darauf ab, von einem ideologischen und aktivistischen Ansatz zu einem Ansatz überzugehen, der es den Schülern ermöglicht, fundierte Entscheidungen zu treffen und auf der Grundlage von Erfahrungen und Daten zu handeln.
Im Rahmen dieses Prozesses werden die Umweltlehrpläne nach und nach in die staatlichen Bildungsstandards integriert. Einige Umweltpädagogen empfinden diese Bewegung als beunruhigend und entfernen sich bewusst von dem ursprünglichen politischen und aktivistischen Ansatz der Umwelterziehung, während andere diesen Ansatz für stichhaltiger und zugänglicher halten.
Unabhängig davon ermutigen viele Bildungseinrichtungen ihre Schüler, eine aktive Rolle in der Umwelterziehung und im Umweltschutz zu übernehmen.
Hält dieser Trend an, kann man davon ausgehen, dass die Umwelterziehung (einschließlich der Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel) in andere Unterrichtsfächer integriert und in absehbarer Zeit verpflichtender Bestandteil des Lehrplans an öffentlichen Schulen werden wird.
Foto: halfpoint via Envato