Inhalt
- 1 Begriffsunterschiede: Karneval, Fasching, Fastnacht
- 2 Regionale Unterschiede – wer feiert was wo?
- 3 Historische Ursprünge der Begriffe
- 4 Kirchlicher Hintergrund & Fastenzeit
- 5 Ablauf der „fünften Jahreszeit“
- 6 Typische Kostüme, Umzüge & Veranstaltungen
- 7 Karneval international – Vergleich mit anderen Ländern
- 8 Fazit
Jecken und Narren haben unterschiedliche Begriffe für ihre „fünfte Jahreszeit“. Das Rheinland ist bekannt für seinen Karneval, die Bayern feiern Fasching und der Südwesten Deutschlands vergnügt sich in der Fastnacht.
Begriffsunterschiede: Karneval, Fasching, Fastnacht
Existieren überhaupt Unterschiede zwischen Karneval, dem Fasching oder der Fastnacht? Schließlich haben deren Betrachter bei allen Bezeichnungen eines im Auge: Menschen, die verkleidet ausgelassen feiern.
Der Karneval
Was ist Karneval überhaupt? Wie lässt sich der Begriff erklären? Die Bedeutung des Wortes Karneval ist bislang (Stand 2025) nicht eindeutig belegt.
Manche Karnevalisten glauben, dass der Begriff mit der griechischen Mythologie zusammenhängt. Während eines Festivals sei der Gott Dionysos (Bacchus) in einem Schiffskarren in die Stadt Hellas eingefallen. Dieser Karren trägt im Lateinischen den Namen „carrus navalis“. Aus dieser Bezeichnung lässt sich der Begriff „Karneval“ ableiten.
Andere Erklärungen beziehen den Begriff auf die lateinischen Wörter „carne“ für Fleisch sowie „vale“ für „Auf Wiedersehen“.
Möglich ist es jedoch auch, dass er sich von den Wörtern „carne valere“ ableitet. Das bedeutet „Fleisch regieren“. Doch ist der Verzehr von Fleisch gemeint oder doch die „fleischlichen Begierden“ von denen sich in der Karnevalszeit (auch bedingt durch zu viel Alkohol) zahlreiche Menschen treiben lassen? – Vermutlich beides.
Eine weitere Erklärung für den Begriff sind die lateinischen Wörter „caro“ für „Fleisch“ und „elevare“ für „aufheben“. Davon abgeleitet bedeutet Karneval die Aufhebung oder die Wegnahme des Fleisches. Zudem lässt diese Erklärung einen Hinweis auf die in der Fastenzeit geforderte sexuelle Enthaltsamkeit vermuten.
Und was bedeutet Fasching?
Fasching hat im Gegensatz zu Karneval weder etwas mit Fleisch noch mit menschlichen Begierden oder Schiffskarren zu tun. Der Begriff bezieht sich auf den letzten Ausschank alkoholischer Getränke vor der Fastenzeit – dem „Fastenschank“ und leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Kompositum „vast-schanc“ ab.
Die Herkunft des Wortes Fastnacht
Der Begriff Fastnacht ist auf die altdeutschen Wörter „fasta“ für „Fastenzeit“ und „naht“ für den „Vorabend“ zurückzuführen. Gemeint ist der Fastnachtsdienstag – der Abend vor Beginn der Fastenzeit.
Regionale Unterschiede – wer feiert was wo?
Karneval: Den Karneval feiern die Jecken im Rheinland und Westdeutschland. Ihre Zugehörigkeit zu einem Verein bekunden diese mit bunten Karneval Pins.
Einen hohen Stellenwert nimmt der Karneval in den Städten Köln, Aachen, Bonn, Mainz und Düsseldorf ein. Im Münsterland gelten Beckum und die Gemeinde Recke als Karnevalshochburgen. Erwähnenswert ist zudem Steinfurt mit dem Stadtteil Borghorst, dessen Karnevalsumzug zahlreiche Anhänger findet.
Fastnacht oder Fasenacht: Die schwäbisch-alemannische Fastnacht feiern die Narren im Südwesten Deutschlands sowie in Teilen der Zentral- und der Nordost-Schweiz. Deutsche Fastnachtshochburgen sind Rottenburg am Neckar, Buchen im Odenwald, Elzach, Oberndorf am Neckar, sowie Waldkirch, Konstanz, Villingen und Überlingen.
Fasching: Dieses feuchtfröhliche Fest feiern die Menschen im süddeutschen Raum und in Österreich. Die Hochburgen liegen in Franken und Schwaben sowie in München. Wer den traditionellen Fasching mag, merkt sich die Städte Mindelheim und Dietfurt an der Altmühl und Neuburg.
Historische Ursprünge der Begriffe
Den Karneval feierten anfänglich die Heiden. Sie nahmen den Übergang vom Winter zum Frühling zum Anlass mit ihren Verkleidungen und Masken die bösen Wintergeister zu vertreiben.
Im 18. Jahrhundert feierten die Kurfürsten den Karneval mit venezianischen Masken. Dieses Brauchtum stammt aus Venedig, wo seit dem 11. Jahrhundert der spezielle Carnevale zelebriert wird. Im 19. Jahrhundert kontrollierten die Preußen das Rheinland. Diese ließen zwar Maskenbälle zu, ließen jedoch zunächst den Straßenkarneval aussterben. 1822 fassten sie jedoch den Entschluss, den Karneval wieder aufleben zu lassen.
Andere sehen den Ursprung von Karneval, Fasching und Fastnacht im Christentum und der Fastenzeit. In verschiedene Quellen im Internet steht geschrieben, dass der Aschermittwoch erstmals im Jahr 1193 Erwähnung fand. Nur wenige Jahre danach tauchte der Begriff der Fastnacht auf.
Die Fasnacht kannte bereits der deutsche Dichter Wolfram von Eschenbach. Dieser wurde um 1170 in Franken geboren und schrieb den berühmten Versroman „Parzival“. In diesem Werk erwähnte er den Begriff der Fasenacht.
Eine kirchliche Quelle schreibt dagegen, der Begriff sei seit dem 13. Jahrhundert belegt.
Kirchlicher Hintergrund & Fastenzeit
325 war ein wichtiges Jahr für das Christentum und für den Karneval. Zu dieser Zeit bestimmte das Konzil von Nicäa, dass das Osterfest künftig am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert werden soll. Dieser Zeitpunkt entsprach dem des jüdischen Pessachfestes. Daraus konnte anschließend die Fastenzeit berechnet werden und später die Zeit der Fastnacht, des Karnevals oder Faschings stattfindet.
Denn vor der Fastenzeit sollten die Menschen noch einmal richtig feiern sowie reichlich essen und trinken. Ein praktischer Hintergrund war, dass Vorräte aufgebraucht werden sollten, damit diese nicht während der Zeit des Fastens verdarben. Zudem sollten die Gläubigen in der Fastnacht dem Reich des Teufels „civitas diaboli“ dienen. Der Aschermittwoch war der Tag der Umkehr ins Reich Gottes, dem „civitas dei“.
Ablauf der „fünften Jahreszeit“
Die Karnevals- und Faschingssaison läuten die Deutschen am Martinstag, dem 11. November eines jeden Jahres, genau um elf Uhr elf ein. Eine Ausnahme bildet der Südwesten Deutschlands mit der Fastnacht, die erst am Dreikönigstag (06. Januar) beginnt.
Wenige Woche vor dem Rosenmontag feiern Karnevalisten rauschende Feste. Am Donnerstag vor dem Rosenmontag ist Weiberfastnacht. An diesem Tag, haben die Männer nichts zu sagen und die Herrschaft gehört den Frauen. Traditionell muss das männliche Geschlecht um ihre „Schlipse“ bangen. Denn diese dürfen die „Weiber“ abschneiden.
Der Weiberfastnacht folgt der Rosenmontag als Höhepunkt der Karnevalszeit.
Der letzte Tag der Feierlichkeiten ist der Faschingsdienstag. Am Aschermittwoch endet das Spektakel und die Fastenzeit beginnt.
Typische Kostüme, Umzüge & Veranstaltungen
In der Zeit vor dem Rosenmontag begeistern Narren und Jecken mit zahlreichen Prunksitzungen. Dies sind humoristische Veranstaltungen mit Tanz, Musik und Büttenreden. Zudem sind Maskenbälle beliebt.
Der Rosenmontag präsentiert sich mit großen Umzügen, bei denen Jecken oder Narren auf großen Motiv- und Mottowagen stehen und „Kamelle“ werfen. Die Fahrzeuge begleiten Musikgruppen und politische Persiflagen (geistreiche, nachahmende und oft auch kritische Verspottungen).
Die mitfeiernden Menschen laufen als Funkenmariechen, Cowboys, Indianer, Sportler oder Hexen hinterher. Oder sie stehen am Straßenrand, um dem Treiben zuzusehen. Der Fantasie, sich zu verkleiden, sind keine Grenzen gesetzt.
Karneval international – Vergleich mit anderen Ländern
Karneval gibt es weltweit. Den „heißesten“ Karneval feiert jedoch Rio de Janeiro in Brasilien mit spektakulären Sambaparaden.
Das Karnevalsfest in den USA, insbesondere in Mardi Gras und New Orleans, hat französische Wurzeln. Der Karneval dort ist berühmt für seine extravaganten Straßenparaden.
In Italien feiern die Venezianer rauschende Feste in historischen Kostümen und mit kunstvollen Masken.
Fazit
Karneval ist ein ehemaliges heidnisches Fest mit regional unterschiedlichen Bezeichnungen, das sich im Laufe der Zeit zu einem kirchlichen wandelte. Überall auf der Welt feiern die Menschen ihn mit unterschiedlichen Bräuchen.