Introvertiert vs. extrovertiert – Unterschiede, Stärken und Zusammenleben

Unterschied zwischen introvertiert und extrovertiert
Introvertiert vs. extrovertiert : Welcher Persönlichkeitstyp sind Sie? | Foto: © abu / adobe stock

Introvertiert vs. extrovertiert – zwei Wesenszüge wie Hund und Katze, oder? Introvertierte Menschen ziehen sich gern zurück, extrovertierte stehen lieber im Mittelpunkt. Das sind gängige Klischees. Doch stimmen sie? Wie sich beide Charaktereigenschaften unterscheiden und wo die jeweiligen Stärken liegen, verraten die folgenden Zeilen.

Warum Persönlichkeitstypen wichtig sind

Die Gegenüberstellung „introvertiert vs. extrovertiert“ scheint absolut, ist es aber nicht. Rein intra- oder extravertierte (korrekte Bezeichnungen für intro- oder extrovertierte) Persönlichkeiten gibt es selten. Stattdessen besitzen die meisten Menschen beide Charakterzüge – jedoch in unterschiedlicher Ausprägung.

Info: Die Begriffe Intraversion und Extraversion prägte der Psychologe Carl Gustav Jung bereits 1921. Heute sind sie in der Wissenschaft sowie im Volksmund fest verankert.

Sind Sie unsicher, wo Sie auf der Intraversion-Extraversion-Skala stehen? Suchen Sie online nach Rat. Persönlichkeitstests bringen Ihre individuellen Stärken und Schwächen ans Licht.

Doch ergibt es Sinn, den eigenen Persönlichkeitstyp – das Maß an Extraversion – zu kennen? Ja, es erleichtert das Privat- und Arbeitsleben. Dadurch fällt es Ihnen leichter:

  • Kontakte mit Freunden und Bekannten zu pflegen,
  • Karrieren zu planen und zu verfolgen,
  • Kraft zu tanken, um die Psyche stabil zu halten.

Fürchten Sie sich nicht vor einer verstärkten Intraversion. Sie ist eine unterschätzte Eigenschaft. Wer sie besitzt, arbeitet oft gewissenhaft und kann sich selbst hinterfragen. Sind Sie dagegen extravertiert, nutzen Sie Ihre Geselligkeit zu Ihrem Vorteil – etwa im Umgang mit Kollegen oder Geschäftspartnern.

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Grundlegende Unterschiede: Was bedeutet introvertiert, was extrovertiert?

Introvertiert vs. extrovertiert – viele Ratgeber vereinfachen den Vergleich. Neigen Sie zur Intraversion, seien Sie schüchtern und zurückhaltend. Rücken Sie auf der Extraversions-Skala weiter nach oben, seien Sie gesellig und geltungssüchtig.

Zwar unterscheiden sich die beiden Persönlichkeitstypen. Allerdings spielen Schüchternheit oder Geltungssucht dabei keine Rolle.

Introvertierte Menschen benötigen weniger soziale Kontakte. Sie schöpfen Kraft aus der Zeit allein. Das bedeutet nicht, dass sie sozialen Ängsten unterliegen oder „menschenscheu“ sind.

Stattdessen belegt eine neurowissenschaftliche Studie: Die Gehirnaktivität bedingt die Intraversion. Der frontale Kortex ist bei introvertierten Personen stärker durchblutet als bei extrovertierten. Dieser Hirnbereich verantwortet vornehmlich nach innen gerichtete Tätigkeiten. Dazu gehören Planung und Problemlösung.

Dagegen fließt bei extrovertierten Menschen in den Arealen viel Blut, in denen das Gehirn äußere Sinneseindrücke verarbeitet.

Ein „introvertiertes Hirn“ ist bereits im Ruhezustand stärker stimuliert als ein extrovertiertes. Es benötigt daher weniger Reize von außen.

Introvertiert vs. extrovertiert – typische Verhaltensweisen und Denkstile

Introvertiert zu sein, geht mit mehr mentaler Sensitivität einher. Daher fühlen sich introvertierte Personen in Menschenmengen weniger wohl als extrovertierte.

Statt sich auf einer Party mit Fremden zu vergnügen, ziehen sie meist den Spieleabend mit der Familie oder engen Freunden vor.

Im Privat- und Arbeitsleben zeigt sich Intraversion in verschiedenen Verhaltensweisen:

  • Zurückhaltung in Gruppendebatten,
  • empathischer Umgang mit anderen,
  • analytische Problemlösung,
  • Bereitschaft zum Zuhören,
  • hohe Kompromissbereitschaft.

Typischerweise stellen Introvertierte sich und ihre Leistungen nicht in den Vordergrund. Als Arbeitskollegen sind sie aufgrund ihres Einfühlungsvermögens geschätzte Teamplayer.

Extrovertierte Menschen finden schnell Anschluss. Sie sind gesellig und kommen leicht ins Gespräch mit anderen. Ihre Aufgeschlossenheit verdanken sie einem hohen Dopamin-Ausstoß bei sozialer Interaktion. Dieser Neurotransmitter stimuliert das Belohnungszentrum im Gehirn.

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Das bedeutet: Das Glücksgefühl steigt bei Extrovertierten, wenn sie viel mit anderen interagieren. Das erklärt ihre typischen Verhaltensweisen:

  • Sie stehen gern im Zentrum der Aufmerksamkeit.
  • Extrovertierte betonen ihre Leistungen.
  • Sie bringen schnell neue Ideen ein
  • und knüpfen leicht Kontakte.

Zudem fällt es Menschen mit hoher Extraversion leichter, andere um Hilfe zu bitten.

Stärken und Herausforderungen beider Typen

Stellen Sie introvertiert vs. extrovertiert gegenüber, gibt es keinen Sieger. Beide Persönlichkeitstypen weisen positive und negative Seiten auf.

Wer introvertiert ist, beschäftigt sich viel mit sich. Das macht es leichter, selbstkritisch an sich zu arbeiten. Zudem hören Personen mit erhöhter Intraversion aufmerksamer zu und fühlen sich in ihr Gegenüber ein.

Der ständige Kontakt mit Mitmenschen kann sie jedoch schnell mental erschöpfen. Da sie seltener auf sich aufmerksam machen, fällt es ihnen im Arbeitsleben schwerer, vor den Vorgesetzten zu glänzen. Das gilt insbesondere dann, wenn ihnen extrovertierte Kollegen sprichwörtlich die Show stehlen.

Eine verstärkte Extraversion geht mit vielen Stärken einher. Dazu gehören die Aufgeschlossenheit und der mühelose Kontakt mit anderen. Small Talk mit Geschäftspartnern, dem Chef oder Fremden fällt extrovertierten Menschen oft leicht. Allerdings neigen sie schnell dazu, sich – bewusst oder unbewusst – in den Mittelpunkt zu drängen.

Häufige Missverständnisse und Klischees

Wer introvertiert ist, gilt schnell als schüchtern, wenig selbstbewusst, „maulfaul“ und dadurch weniger kompetent. Dagegen seien Extrovertierte impulsiv, ruhelos und stets von sich überzeugt.

Diese Vorurteile stimmen nicht. Sind Sie introvertiert, können Sie dennoch ein selbstbewusster, eloquenter Redner sein. Sind Sie extrovertiert, ist es trotzdem möglich, dass Selbstzweifel an Ihnen nagen.

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Wie Intro- und Extrovertierte Energie „tanken“

Hauptsächlich unterscheidet sich bei Intro- und Extrovertierten, wie sie ihren „mentalen Speicher“ wieder füllen.

Introvertierte ziehen sich dazu aufs Sofa zurück. Extrovertierte Personen mischen sich bei Feiern, Festivals und anderen Events unter die Leute, wenn sie mentale Power benötigen.

Persönlichkeitsentwicklung und Selbstakzeptanz

Das Maß der individuellen Extraversion ist eine fest verankerte Charaktereigenschaft. Zwar kann es situationsabhängig schwanken. Allerdings verändert sich der Persönlichkeitstyp nicht grundlegend.

Sind Sie introvertiert, verwandeln Sie sich nicht über Nacht in einen geselligen Partylöwen. Andersherum können Extrovertierte nicht lange gänzlich auf Gesellschaft verzichten.

Wichtig ist, die eigene Persönlichkeit zu kennen und zu akzeptieren. Finden Sie heraus, ob Sie mehr Zeit für sich benötigen oder Kraft aus dem Kontakt mit Ihren Mitmenschen ziehen. Anschließend nutzen Sie die Stärken Ihres Persönlichkeitstyps zu Ihrem Vorteil.

Fazit

Introvertiert vs. extrovertiert – dieser Vergleich ist nicht absolut. Die meisten Menschen tragen beide Persönlichkeitstypen in sich, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. Dabei weisen sowohl die Intraversion als auch die Extraversion Stärken auf.

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Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater. Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).